Original Oberrarbacher Bockfest

(aufgezeichnet von Franz Gierse)
Nach Aussagen und Erzählungen von unserer vorhergehenden Generation ist in früheren Jahren des Öfteren in ungleichen Abständen das Bockfest veranstaltet worden.
Der Name rührt ganz einfach daher, weil immer ein Schafsbock ausgekegelt wurde.
Ich selbst erinnere mich noch an das Bockfest vor dem Krieg im Jahre 1938.
Es wurde unterhalb des alten Stallgebäudes, vor der alten Remise von Bremerichs gefeiert.
Dort befindet sich heute das Falldach von Heitbettmanns.
Gekegelt wurde auf der anderen Wasserseite in Friggen (heute Müller) Schweine- oder Bärenpirk, da wo sich heute die Zufahrt zu Müller´s Hof befindet.
Auch wurde bei diesem Fest nach das „Hahnenköppen“ auf Metten Hof durchgeführt.
Hierbei wurde ein bereits getöteter Hahn in einen Bienenkorb gesteckt, aus dem der Kopf des Hahns unten rausragte, in einer passenden Höhe aufgehängt.
Diejenigen, die nun den Hahn haben wollten, bekamen die Augen verbunden, einen ziemlich stumpfen Säbel in die Hand, wurden unter den Korb geführt und dreimal rund gedreht.
Nun musste versucht werden mit dem Säbel den Kopf des Hahns abzuschlagen.
Jeder hatte 3 Schläge.
Wer es schließlich schaffte, erhielt als Preis den Hahn.
Mehr kann ich hierzu nicht berichten.
Nach dem 2. Weltkrieg als alles so langsam wieder in geordnete Bahnen kam, wurden die Burschen der Dorfjugend immer wieder von der älteren Generation, hier insbesondere „Dreis Hännes (Joh. Bremerich) angehalten, doch mal wieder ein Bockfest zu veranstalten.
Schließlich haben wir es dann doch versucht.
Die Älteren aus dem Dorf gaben uns einige Anregungen und wir erkundigten uns auch bei anderen Personen, die etwas Ahnung von Thekenbetrieb hatten. Mit unseren Motorrädern, die wir erst vor kurzem bekommen hatten fuhren wir viel herum um uns um ein kleines Zelt und Musik für das Fest zu kümmern.
Am 26. Juni 1952 war unsere neue Dorfkapelle eingeweiht worden und wir (die Dorfjugend) sollten und wollten etwas von uns aus für den Bau stiften.
Somit wurde das Bockfest auf den 10.August 1952 festgelegt.
Wir hatten im Vorfeld schon die Remise von Gorpnes (heute Dickhöfer) zum feiern klar gemacht, die erst vor 3-4 Jahren neu gebaut worden war.
Samstags morgens ging es früh los, alle landwirtschaftlichen Geräte wurden ausquartiert, die Remise gesäubert und geschmückt.
Vor der Remise wurde noch eine ca. 40m² große Tanzfläche geschaffen. Der Fußboden, der auf unserer Werkstatt für einen anderen Dachboden gefertigt worden war, wurde hierfür ausgeliehen. Die Tanzfläche wurde zur Straßenseite noch verkleidet und nach oben hin mit einer Plane abgedeckt.
Gekegelt wurde auf der Straße deren Teerdecke erst vor kurzem erneuert worden war. Es musste nur noch eine Rinne für den Rücklauf der Kugeln gebaut werden.
Da in den Jahren kaum Durchgangsverkehr in Oberrarbach bestand, musste die Strasse auch nicht offiziell gesperrt werden.
Sonntags ging es um 9.00 Uhr mit einer Messe in der Kapelle los, anschließend wurde gekegelt und gefeiert. Für das Kegel aufstellen wurden die Schulkinder verpflichtet.
Als 1. Preis gab es einen Schafsbock und als 2. und 3. Preis kleinere Geldbeträge zu gewinnen.
Die Musik führte „Pott´s Heinz“ aus Niederhenneborn mit einem Schifferklavier.
Der Thekenbetrieb wurde durch die Dorfjugend und einer Fachkraft (Herr Frommberger, geb. Schlesier, wohnhaft in Sögtrop) durchgeführt.
Die Kegel wurden damals in 3er Reihen aufgestellt. 3 Würfe kosteten 0,50 DM und ab 6 geworfenen Kegeln gab es einen Stecher auf den 1. Preis. Der Festverlauf und auch der Kegelbetrieb verlief recht flott bis zur Dunkelheit, so dass unsere letzten beiden Gäste mit dem Milchwagen am nächsten Morgen nach Oberhenneborn fahren konnten.
Montags hatten wir dann mit einigen Burschen mit Aufräumen und wieder Einräumen der Gerätschaften zu tun. Die Sache hatte sich gelohnt, denn wir konnten 600,00 DM für den Kapellen Neubau stiften. Das ermutigte uns natürlich dazu, auch in den nächsten Jahren wieder ein Bockfest zu veranstalten.

Das nächste Bockfest veranstalteten wir dann am 02. August 1953 an gleicher Stelle. Auch der Festverlauf wurde so durchgeführt wie im letzten Jahr, nur das die Kegelbahn aus mehreren Wagenlagern aufgebaut wurde, denn so war das Kegeln doch etwas besser wie auf einer Teerdecke. Ansonsten verlief das Fest so wie im Vorjahr. In diesem Jahr half uns Hermann Sander aus Kirchrarbach mit dem Thekenbetrieb.
Von dem diesjährigen Erlös des Bockfestes fuhr die Dorfjugend mit einem Bus an den Rhein.
Das nächste Bockfest wurde dann aber erst am Sonntag den 13.August 1961 gefeiert.
Diese Mal wurde als Austragungsort der kurz vorher neu gemachte Wald Wirtschaftsweg in der Gengenoh, oberhalb des jetzigen „Klimpermännchens“ gewählt.
Wir bauten dort ein kleines Zelt auf und im Freien wurden dann die Tische und Bänke aufgestellt.
Die Kegelbahn wurde wieder aus Wagenlager aufgebaut mit einer Rücklaufrinne für die Kugeln. Das Fest verlief bei guter Witterung und Stimmung in der freien Natur sehr gut, nur abends gab es einen sehr starken Regenschauer wodurch das Fest einen etwas frühen Abschluss fand.
Nach 4-jähriger Pause wurde dann wieder geplant und diesmal wurde der Termin auf Sonntag den 01. August 1965 gesetzt. Als Austragungsort wurde diesesmal Bremerichs Scheune die am Weg um Knüppelhahn, gegenüber Müllers Weide gewählt.
Auch hier musste vorab die Scheune ausgeräumt und gereinigt werden, aber wir benötigten dafür kein Zelt mehr. Eine Tanzfläche gab es auch nicht, denn die ist beim Bockfest nicht mehr erforderlich.
Es wurde auch in diesem Jahr wieder bis in die Dunkelheit gefeiert und gekegelt.
Schon nach 2 Jahren wurde das nächste Fest geplant. Diesmal aber über 2 Tage.
Die Dorfjugend wollte den Samstag mit einbeziehen. Also wurde das Bockfest in diesem Jahr am 28. und 29. Mai 1967 an der selben Stelle wie vor 2 Jahren gefeiert.
Am Samstag wurde um einen Tagespreis und am Sonntag wie gewohnt um einen Schafsbock bzw. um kleinere Geldpreise gekegelt.
Nach diesem Bockfest wurde erst einmal eine Pause von 10 Jahren eingelegt.
Am 10. und 11. Juli 1977 wurde dann wieder an der gleichen Stelle wie im Jahre 1952 (Gorpnes Remise) das Bockfest gefeiert. Die Dorfstrasse konnte diesesmal erstmals komplett gesperrt werden, da im Jahre 1974 die Ortsumgehung gebaut worden war.
In diesem Jahr konnte erstmals eine Kegelbahn von der Feuerwehr aus Kirchrarbach ausgeliehen werden. Ab diesem Jahr konnten die Bockfeste unter der „Dorfgemeinschaft Oberrarbach e.V.“ ausgeführt werden. Auch die Mädchen des Dorfes halfen nun mit.
In diesem Jahr wurde von der Dorfjugend ebenfalls festgelegt, dass das Bockfest alle 4 Jahre gefeiert werden sollte.
Das nächste Bockfest fand am 30. und 31. Mai 1981 ebenfalls in der Remise von Gorpnes und auf der angrenzenden Strasse statt.
Am 18. und 19. Mai 1985 wurde das nächste Bockfest auf Müllers Hof gefeiert.
In diesem Jahr wurden die Preise beim Kegeln ergänzt und zwar:
– 1. Preis: 1 Schafsbock
– 2. Preis: 1 Ziegenbock
– 3. Preis: 1 Karnickelbock
– 4. Preis: 1 Hühnerbock
– 5. Preis: 1 Heubock
Im Jahr 1989 wurde das Bockfest am 27. und 28. Mai auf Müllers Hof gefeiert.
In diesem Jahr werden für das Samstags Kegeln noch zusätzliche Stundenpreise ausgekegelt. Die Preise für das Sonntagskegeln bleiben wie gehabt.
Am 15. und 16. Mai 1993 feierte die Dorfgemeinschaft das Bockfest auf der Strasse und vor der Remise von Heitbettmanns.

Am 31.Mai und 01. Juni 1997 wurde das Bockfest auf der Dorfstrasse vor Müllers Hofeinfahrt und neben dem Bus Wartehäuschen gefeiert.
Zum ersten Mal wurde hier eine halbautomatische Kegelbahn aus Oberhenneborn eingesetzt werden.
Am Sonntag bekamen wir zudem auch noch bischöflichen Besuch, da an diesem Wochenende die Firmung in Kirchrarbach stattfand.
Im Jahr 2001 wurde am 26. und 27. Mai das Bockfest auf der Strasse unterhalb der Dorfkapelle bei Bamfasten gefeiert.
Am 28. und 29. Mai 2005 fand das Bockfest in und um die neu errichtete Freilufthalle von Berthold Müller oberhalb der Dorfkapelle statt.