Wasserversorgung in Oberrarbach

Im Rarbachtal war Wasser immer schon ein selbstverständliches Gut und im Überfluss vorhanden. Jedes Haus hatte seine eigene Wasserversorgung. Diese bestand im Allgemeinen aus kleinen Sammelbehältern in der Nähe einer Quelle mit eigener Rohrleitung zum jeweiligen Haus  oder auch aus kleinen Brunnenanlagen in der Nähe des Rarbachs.

Mit den veränderten Lebensgewohnheiten und neuen Hygiene-Vorschriften  musste die private Wasserversorgung zu Beginn des 20. Jahrhunderts  ersetzt werden.

Im Jahr 1935 ist in einer Dorfversammlung beschlossen worden, in Oberrarbach eine eigene Wasserversorgung aufzubauen. Nach der vom Herrn Kreiskulturbaumeister König vom Kreis Meschede  erstellten Planung  wurde am 14.07.1936 mit den Arbeiten begonnen. Alle erforderlichen Erdarbeiten für die Anlage der Wasserleitungen sind von Hand ausgeführt worden:

 

  • Die Gräben bzw. Gruben für den Sammelgraben und –brunnen der Quellfassung

  • Die Baugruben für Sammel- und Hochbehälter

  • Die Zuleitung zum Hochbehälter sowie die Anschlussleitungen zum und im Dorf

  • Durch den außerordentlichen Einsatz der Dorfbewohner, die diese Arbeiten in Eigenleistung ausführten, konnte bereits am 15.11.1937 die Anlage mit einem Wasserfest eingeweiht werden.

Folgende Arbeitsleistungen wurden erbracht:

  • An Handarbeit: 4.937 Stunden

  • An Pferdearbeit: 467 Stunden

  • Für den Fuhrmann: 256 Stunden

Die Gesamtkosten für Material, Lohn für beteiligte Firmen, öffentliche Gebühren, Fracht- und Fernsprechkosten beliefen sich auf ca. 13.000,- RM. Darin enthalten sind auch die mit 2.400,- RM bewerteten Eigenleistungen. Nach Abzug des staatlichen Zuschusses von 3.200,- RM verblieb ein Rest von 9.800,- RM, der nach den unten aufgeschlüsselten Einheiten auf alle Haushalte umgelegt wurde.

Als eine Einheit wurde gerechnet:

  • Jede Person über 14 Jahre

  • Jedes Stück Großvieh (Pferde und Rinder über 2 Jahre)

  • Je 2 Stück Kleinvieh (Schweine, Kälber und Fohlen)

In den nachfolgenden Jahren sind Unterhaltungskosten über die Einheiten abgerechnet worden. Aufgrund steigender Reparaturkosten und um eine genauere Kostenverteilung zu erreichen, wurde im Jahre 1966 die Anschaffung von Wasseruhren beschlossen. Der Preis für 1 cbm Wasser betrug damals 0,20 DM.

Im Laufe der Jahre stiegen die Ansprüche an die Qualität des Trinkwassers ständig. Die daraufhin durchgeführten Maßnahmen (Chloren, Einbau einer UV-Anlage) erfüllten dann aber in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends, nicht mehr die Anforderungen der Unteren Wasserbehörde.

Nach einer gründlichen Analyse der Situation entschloss man sich, auf einer außerordentlichen Dorfversammlung am 03.06.2005 schweren Herzens zur Abgabe der Wasserversorgung an die Stadt Schmallenberg. Während der Hochbehälter in den Besitz der Stadt übergegangen ist, befindet sich der Sammelbehälter mit dem ca. 2500 qm großen  Grundstück weiterhin im Eigentum der Dorfgemeinschaft Oberrarbach e.V.

Die Oberrarbacher Dorfgemeinschaft hat im Jahr 2012 dieses Gelände für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Durch die Renovierung des Sammelbehälters hat jeder Interessierte die Möglichkeit sich ein Bild von der damaligen Wasseraufbereitung und -versorgung in einem kleinen sauerländischen Dorf zu machen.