Kapelle zu Oberrarbach

Kapelle Oberrarbach

 

Kapellenneubau 1951 – 52

(aufgezeichnet im Oktober 2008 von Franz Gierse)

Herr Prälat Johannes Frigge, geboren am 14.09.1871 in Oberrarbach wurde im Jahre 1898 in Freiburg zum Priester geweiht. Da zu der Zeit in Deutschland reichlich Priester vorhanden waren, entschied er sich sofort für eine Auswanderung nach Amerika, wo er in Raeville im Staate Nebraska eine Pastorenstelle bekam. Nach dortigem langen segensreichen Wirken ist er dann im Jahr 1935 bedingt durch seinen Gesundheitszustand und der Heimatliebe wieder in seine Heimat zurückgekehrt. Er wohnt hier überwiegend bei seinem Neffen Pastor Eduard Gierse, der im Jahr 1935 zum Priester geweiht worden war, verweilte aber auch öfters in seinem Geburtshaus bei Familie Müller in Oberrarbach. Während dieser Zeit wurde von ihm auch in der Dorfkapelle die hl. Messe gefeiert.
Sein größter Wunsch und Anliegen während dieser Zeit war es, als Abschluß seines priesterlichen Wirkens in Oberrarbach eine neue Dorfkapelle zu bauen; denn die vorhandene war durch Feuchtigkeit bedingt in keinem guten Zustand.
Nach Ende des 2. Weltkrieges war er dann auch die treibende Kraft das Projekt in Angriff zu nehmen, weil er ja auch den größten Teil der Finanzierung übernehmen wollte.

In Verbindung mit Pastor Osthoff in Kirchrarbach sind auch mehrere Vorentwürfe durch einen Architekt Schneider gefertigt worden, die aber nicht zur Ausführung kamen.
Gebaut ist die Kapelle dann nach einer Zeichnung von Architekt Hoffmann aus Westfeld, der diese in 1950 erstellte.

Mit den Arbeiten ist dann im Jahre 1951 begonnen worden: Am 5. und 27. April wurden bereits die ersten Mauersteine durch große Lastzüge angeliefert und mussten von den Männern des Dorfes mit der Hand abgeladen werden. Anfang August wurde dann mit dem Abbruch der alten Kapelle begonnen. Ein Teil der Bruchsteine, die noch für die Fundamente zu gebrauchen waren oder evtl. für die Anfüllung des Innenraumes verwendet werden konnten, wurden zur Seite gepackt; alles andere wurde mit dem Pferdekarren weggefahren.

Der Bauunternehmer Hoffmann aus Westfeld begann dann Mitte August mit den Maurerarbeiten. Es waren ca. 5 bis 6 Maurer auf der Baustelle, welche die Woche über teils bei Müllers oder Gierse-Metten Quartier und Verpflegung bekamen. Für Handlangerdienste mussten immer einige Männer des Dorfes zur Stelle sein.

Die Zimmerarbeiten an Dach und Turm wurden von Zimmermeister Franz Risse aus Bonacker ausgeführt. Das Aufbringen der Dachschalung sowie Gesimse und Firstbretter und auch der Turmschalung wurde hauptsächlich von Albert Eickelmeier und Franz Gierse jun. in der Zeit vom 25.09. bis 18.10. getätigt, wobei natürlich viele andere Männer des Dorfes mithalfen. Die Dacheindeckung mit Fredeburger Naturschiefer hat der Fredeburger Dachdeckermeister Willi Schneider mit einem Lehrjungen vorge-
nommen. Beide wurden in dieser Zeit von Familien aus dem Dorf beköstigt.

Am 21.11. haben wir mit einigen Burschen die Glocke wieder im Turm aufgehängt. Die Fa. Enrico Zappini Paderborn fertigte die bleiverglasten Rundbogenfenster und baute diese auch ein. In den Kirchenraumfenstern sind Heiligenbilder eingearbeitet und zwar auf der linken Seite vom Chor aus gesehen
– der hl. Aloisyus
– der hl. Hubertus
– der hl. Antonius
und auf der rechten Seite
– die hl. Maria Goretti
– die hl. Agatha
– die hl. Mutter Anna

alle Rundbogenfenster sind im unten angehängten pdf Flyer zu sehen.

Der Bauunternehmer Hoffmann führte dann in 1952 noch folgende Arbeiten aus:
Anbringen des Innenputzes, Fußbodenfliesen legen, Außentreppe fertigen und Außenputz aufbringen.

Die Schreinerei Gierse fertigte dann die Eingangstür und 2 Sakristeitüren und musste noch die Fußbodendielen auf die Holzbalken verlegen. Auf Anraten von Herrn Prälat Frigge und Pastor Eduard Gierse, der zu der Zeit als Pfarrvikar in Langenholthausen war, wurde für den Innenanstrich, hier besonders für die Balkendecke, ein Anstreicher aus dem dortigen Raum gewählt, weil er da eine Decke in der gleichen Art gestrichen hatte.

Das Altarretaibel ist von Bildhauer Alois Hoppe etwas um- bzw. aufgearbeitet worden, wobei vorher in die Chorwand ein bleiverglastes Muttergottesbild eingebaut worden war. Der Unterbau wurde von der Schreinerei Gierse neu erstellt. Eine Kommunionbank wurde von der Schreinerei und Holzhandlung Kevekordes in Schmallenberg gearbeitet und gestiftet. Vor der Einweihung der Kapelle wurde das Kreuz neben der Kapelle noch von der Schreinerei Gierse erneuert. Ebenso wurden auf den 3 Soldatengräbern neue Kreuze mit eingeschnitzten Namen aufgestellt. Der Zugang zur Kapelle, welcher anfangs von der Straße hoch mit vielen Treppenstufen geplant war, blieb zunächst von der Seite her mit schmalem Fußweg.

Die Einweihungsfeier der Kapelle war am 26.06.1952 morgens um 10.00 Uhr in einem feierlichen Gottesdienst durch Dechant Rüsing aus Wormbach unter Teilnahme der Pastöre Josef Osthoff Kirchrarbach, Eduard Gierse Langenholthausen und Prälat Johannes Frigge. Herr Lehrer Feldmann aus Kirchrarbach begleitete die Feier und Gesang mit einem Harmonium. Nach außen hin machten die Burschen des Dorfes noch durch das Böllern mit sogenannten „Kattenköppen“ auf diese Feierlichkeit aufmerksam.
Der Weg zur Kapelle war mit Fahnen und und Girlanden festlich geschmückt. Dieser Tag wurde wie ein Feiertag gehalten und nachmittags fand in der Kapelle noch eine Dankandacht statt.

Die Bauleitung bei der Erstellung des Kapellenneubaus lag zwar in der Hand von Architekt Hoffmann aus Westfeld, aber für Organisation und Durchführung sorgten vor Ort die Herren Ferdinand Müller und Anton Gierse-Metten. Über die Finanzierung sind keine Einzelheiten bekannt, der größte Teil ist wohl von Prälat Johannes Frigge übernommen worden. Aber auch die Dorfbewohner haben durch ihre Arbeit und auch Geldspenden mitgeholfen. Auch die Dorfjugend hat am 10.08.1952 das erste Bockfest nach dem Krieg wieder gefeiert und den Reinerlös von 600,- DM für die Kapelle gestiftet.

Herr Prälat Johannes Frigge ist, nachdem er seinen Wunsch in Oberrarbach erfüllt sah, am 30.03.1953 in Langenholthausen gestorben und auf dem Friedhof in Kirchrarbach beerdigt worden.

Die Bänke für die Kapelle sind erst 1954 von der Schreinerei Gierse gefertigt worden. Vorher sind Franz Gierse jun. und Antonius Gierse-Metten zu Pastor Eduard Gierse nach Langenholthausen gefahren und haben sich in der Nähe von Küntrop und Eisborn neue Kirchenbänke angesehen. Unsere Bänke sind dann in etwa nach denen in Eisborn aus Eichenholz gefertigt worden.

Um in der Kapelle auch Gelegenheit zum Empfang des Bußsakraments zu geben, wurde in der Sakristei noch eine Beichtstuhlwand eingebaut, die falls erforderlich, weggeklappt werden kann.

Ein Flyer über die Geschichte liegt in der Kapelle aus oder kann auch hier als pdf Dokument heruntergeladen werden.

Flyer Kapelle

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